Bildquelle: zVg

Die Tour de France hat weltweit Kultstatus und gilt als eines der weltweit meistbeachteten Sportereignisse. Bei der «L’Étape du Tour» in Frankreich fahren Hobbysportlerinnen und -sportler die gleiche Strecke wie die Profis – und dies unter den gleichen Rennbedingungen. Ein Ableger des Events findet diesen Frühling als «L’Étape Switzerland» in Bern statt.

1993 wars, als die Organisatoren der Tour de France mit der Premiere der «L’Étape du Tour» Hobbyfahrern die Gelegenheit geben wollten, den besten Velofahrern der Welt nachzueifern. Und dies nicht etwa auf einer einfachen Einroll-Etappe, sondern auf der Königsroute in den Pyrenäen. Bei der Erstaustragung fuhren so wenige Tage vor den Profis 1385 Hobbyfahrerinnen und -fahrer die 190 km lange Strecke über die legendären Pässe Col du Tourmalet, Col du Soulor und Col d’Aubisque bis ins Ziel nach Pau. Der 18-jährige Franzose Christophe Rinero eiferte seinen Jugendidolen am besten nach, er gewann – und trat Jahre später als Profi sogar gänzlich in die Fusstapfen seiner Vorbilder.

Seit der erfolgreichen Premiere wurde die L’Étape du Tour zum festen Bestandteil im Tour-Tross, zwar immer separat vor den Profis durchgeführt, aber – und das als grosser Anreiz für die Amateure – immer auf der gleichen Strecke und unter den gleich professionellen Bedingungen wie die Allerbesten. Auch die Hobbysportler fahren auf grösstenteils abgesperrten Strassen und werden von Motorrädern, Service- und Rettungsfahrzeugen begleitet.

Das Format begeistert und mittlerweile treten beim Original im Rahmen der Tour de France 16 000 Teilnehmer in die Pedalen. Die Veranstaltung ist jeweils wenige Stunden nach Aufschalten der Online-Anmeldung ausverkauft. So auch dieses Jahr, wenn es am 9. Juli bei der 31. Austragung über 152 km, fünf Pässe und 4100 Höhenmeter von Annemasse nach Morzine geht.

Ableger auf der ganzen Welt

Weil die Nachfrage nach dem Tour-de-France-Label stetig stieg und die Liebe zum Radsport bekanntlich keine Grenzen kennt, hat L’Étape du Tour auf der ganzen Welt mehrere Rennen mit demselben Modus installiert. Überall werden den Hobbysportlern die gleichen Rennbedingungen wie den Tour-Profis geboten – und dies mitunter in noch atemberaubenderen Landschaften als im Austragungsland der Tour de France. Mittlerweile gibt es 40 Länder mit einer eigenen L’Étape du Tour, darunter Austragungen in Mexiko, Peru, Brasilien oder Kolumbien. 12 davon – z. B. in Holland, Bulgarien oder Slowenien – stehen 2023 erstmals auf dem Programm.

Den drei schnellsten Fahrerinnen und Fahrer der nationalen Austragungen (Kategorie Race), den so genannten L’Étape Champions, winkt die Teilnahme beim original «L’Étape du Tour» in Frankreich, und wie bei der Tour de France selbst kämpfen die Fahrerinnen und Fahrer bei jedem Rennen um die begehrten farbigen Trikots. Sie sprinten fürs Grüne Trikot des Punktebesten, klettern für das gepunktete Trikot oder wollen mit dem Gesamtsieg das ikonische Maillot Jaune erobern.

Mitten durch Bern

Mit der «L’Étape Switzerland» wird seit 2019 auch in der Schweiz ein Event durchgeführt in und rund um Bern. 2021 fand die zweite Austragung statt, 2020 und 2022 musste das Rennen abgesagt werden. Bei der L’Étape Switzerland 2023 werden zwei komplett neu konzipierte Strecken mit Start und Ziel in Bern angeboten. Bei der ambitionierteren Strecke «Race» müssen 139 km mit 2000 Hm gemeistert werden. Die Route führt via Gürbetal und Zäziwil ins Emmental und in einem Bogen über das Chuderhüsi und den Blasen zurück nach Bern. Etwas gemütlicher gehts bei der Route «Ride» zu, die Strecke führt über hügelige 63 km von Bern Richtung Kiesen, Häutligen und in einer Schlaufe zurück nach Bern.

Der Clou bei der langen Strecke: Am Schluss müssen noch 3 Runden à 11 km in der Berner Innenstadt absolviert werden, wodurch der Finish von den Zuschauern gleich dreifach miterlebt werden kann. Wenn die Schnellsten im Ziel sind, werden auch die hinteren Fahrer gewertet, sobald sie den Zielstrich kreuzen, und dies unabhängig davon, in welcher Runde sich die Sportler befinden.

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Frauen mit Vorsprung

Als spezieller Anreiz für alle Frauen erfolgt beim «Race» der Start der Frauen 15 Minuten vor den Männern. Laut Lars Längauer, Managing Director der L’Étape Switzerland, soll dadurch die üblicherweise hektische Startphase für die Frauen entschärft werden. «Die Startphase ist zwar immer neutralisiert, dennoch gibt es aufgrund der Nervosität viel Unruhe, wenn 1000 Fahrer gleichzeitig losfahren und ihre Positionen suchen. Wenn die Frauen früher losfahren können, kommen sie in den Genuss einer ruhigen Anfangsphase, und zudem sind sie so deutlich länger auf einer komplett abgesperrten Strasse unterwegs.»

Hinter der Spitze wird 30 Minuten lang die Strecke durch die Polizei komplett abgeriegelt, danach ist die Strecke für den Verkehr zwar wieder geöffnet, bleibt aber markiert, gesichert und von Verkehrskadetten geleitet. Zudem führt die Route über wenig befahrene Nebenstrassen, es ist daher nicht mit viel Verkehr zu rechnen.

Die ersten rund 40 Kilometer sind im Gegensatz zu den früheren Schweizer-Austragungen praktisch flach. «Damit ermöglichen wir allen Fahrern vor den ersten Anstiegen das Fahren auf abgesperrter Strasse, denn im Feld können sie gut mitfahren», begründet Lars Längauer diesen Schritt.

Erwartet werden im Mai insgesamt rund 1500 Fahrerinnen und Fahrer. Angesprochen sind Hobbysportler aller Leistungsklassen, wobei vor allem auf der Langstrecke das Niveau erfahrungsgemäss hoch ist. Dafür sorgt auch die Teamwertung. Für Rennteams mit mindestens sieben Fahrern (Männer und Frauen) in den Open- oder Junioren-Kategorien oder mit mindestens vier Fahrern oder Fahrerinnen in der Frauen-Kategorie wird eine zusätzliche Rangliste erstellt.

Anmeldungen unter: www.switzerland.letapebytourdefrance.com

14-Wochen-Trainingsplan

Der ehemalige Veloprofi Marcel Wyss hat für FIT for LIFE einen 14-Wochen-LEtape_Trainingsplan erstellt, der spezifisch auf die L’Étape Switzerland ausgerichtet ist. Der Trainingsplan wendet sich an Hobbyfahrer, die zwischen drei- und fünfmal pro Woche trainieren. Der Trainingsplan bzw. die Zuspitzung der Form in den letzten 14 Wochen vor einem Event kann zeitlich aber auch problemlos auf später im Jahr stattfindende Radmarathon-Events oder Ultrarennen angepasst werden. Für den Trainingsplan erforderlich sind ein regelmässiges Training und eine Grundfitness.

Der 36-jährige Marcel Wyss bestritt rund 600 Profirennen, bevor er 2016 seine Sportkarriere beendete. Seither arbeitet er als ausgebildeter Swiss Olympic Berufstrainer bei Swiss Cycling und bietet für Velofahrer aller Leistungsklassen Trainingsplanung sowie Bikefitting an. www.wyss-training.ch 

 

 

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